Logopädie für Erwachsene

 

Schlafbezogene Atmungsstörung (Schlafapnoe, isoliertes Schnarchen) 

Schlafbezogene Atmungsstörungen werden in zentrale und obstruktive Schlafapnoen und isoliertes Schnarchen unterteilt. Bei der zentralen und der obstruktiven Schlafapnoe kommt es zu nächtlichen Atemaussetzern, die entweder durch eine Störung der Atemregulation (zentrale Schlafapnoe) oder durch ein Zurückrutschen der Zunge sowie ein Zusammenfallen des Rachenbereichs aufgrund einer Abnahme des Muskeltonus‘ in der Nacht (obstruktive Schlafapnoe) verursacht werden. Je nach Schweregrad der Störung können diese Aussetzer in ihrer Dauer und ihrer Frequenz variieren. Die Folge ist eine Abnahme des Sauerstoffgehaltes im Blut, welche langfristig schwere Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann (beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen oder Schlaganfälle). Somit sind die zentrale und die obstruktive Schlafapnoe unbedingt behandlungsbedürftig. Das isolierte Schnarchen hingegen, welches nicht im Rahmen einer obstruktiven Schlafapnoe auftritt, wird nur dann behandelt, wenn dies von Seiten der Betroffenen gewünscht ist. 

Neben einer medizinischen Behandlung durch ein nicht-invasives Beatmungsgerät (z.B. CPAP, APAP), durch eine Unterkieferprotrusionsschiene oder durch einen Schlafrucksack ist auch eine logopädische Therapie der schlafbezogenen Atmungsstörung möglich. 

Therapiemöglichkeiten:

  • Stärkung der Muskulatur im oro-velopharyngealen Bereich (v.a. Zunge, Gaumensegel, Rachenwand)
  • Herstellung eines muskulären Gleichgewichts im oro-velopharyngealen Bereich 
  • Wahrnehmung und Verbesserung des Atemrhythmus‘ am Tag
  • Verbesserung der Maskentoleranz (nicht-invasive Beatmung) in der Nacht
  • Entspannungsverfahren zur Reduktion von Ein- und Durchschlafproblemen

 

Sprachstörungen (Aphasie)

Eine Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung. Je nach Ort und Schweregrad der Schädigung können dabei alle sprachlichen Fähigkeiten wie die Sprachproduktion, das Sprachverständnis und auch die schriftsprachlichen Bereiche (Lesen und Schreiben) beeinträchtigt sein. Die Ursache liegt meist in einer Schädigung des Gehirns liegt, welche zum Beispiel durch einen Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine Hirnblutung verursacht wird. 

Therapiemöglichkeiten:

  • Förderung des Sprachverständnisses
  • Förderung der Sprachproduktion
  • Förderung der Lese- und Schreibfähigkeit
  • Training der Rechenfähigkeit
  • Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
  • Optimierung der Teilhabe am Leben

 

Sprechstörungen (Dysarthrie, Dysarthrophonie)

Eine Dysarthrie ist eine erworbene Sprechstörung, bei der sowohl die Steuerung als auch die Ausführung von Sprechbewegungen gestört sein kann. Dies kann sich in einer Schwächung, Verlangsamung oder falschen Koordination der Muskulatur äußern. Dadurch kann die Artikulation unverständlich werden. Die Fähigkeit des Sprechens ist somit zwar vorhanden, die Sprechmotorik jedoch in unterschiedlichen Schweregraden gestört. Bei einer Dysarthrophonie ist zusätzlich zur Artikulation auch die Stimmbildung und die Sprechatmung betroffen. Die Ursache einer Dysarthrie bzw. einer Dysarthrophonie kann z.B. ein Schlaganfall, eine neurologische Erkrankung (z.B. Multiple Sklerose, Morbus Parkinson) oder eine Entzündung von Nerven sein. 

Therapiemöglichkeiten:

  • Verbesserung der Artikulation
  • Stimmtraining
  • Atmungs- und Haltungsoptimierung
  • Erhöhung der Sprechlautstärke
  • Verbesserung der Teilhabe am Leben

 

Störungen der Nahrungsaufnahme / Schluckstörungen (Dysphagie)

Unter einer Dysphagie versteht man eine Störung des Schluckaktes. Das Schlucken ist ein sehr komplexer Vorgang, dem ein Zusammenspiel verschiedener Strukturen (wie z.B. Zunge, Lippen), Muskeln und Nerven zu Grunde liegt. Speichel, Nahrung und Flüssigkeit werden dabei von der Mundhöhle durch den Rachen in den Magen befördert. Der Schluckakt kann in allen Phasen gestört sein. Die Ursache ist beispielsweise ein Schlaganfall, neurologische Erkrankungen (z.B. Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, ALS) oder auch Operationen im Kopf-Hals-Bereich. 

Therapiemöglichkeiten:

  • Erleichterung der Nahrungsaufnahme durch kompensatorische Maßnahmen
  • Anpassung der Kostform
  • Förderung der selbständigen Nahrungsaufnahme
  • Präventive Maßnahmen bei Mangelernährung
  • Hilfsmittelversorgung
  • Beratung der Betroffenen und Angehörigen

 

Stimmstörungen (Dysphonie, Presbyphonie) 

Dysphonien lassen sich prinzipiell in organische und funktionelle Stimmstörungen unterscheiden. Die Hauptsymptome sind bei beiden Störungen eine eingeschränkte stimmliche Belastbarkeit, ein Globusgefühl, Heiserkeit und Schmerzen im Kehlkopfbereich.  

Die Ursache der organischen Dysphonie liegt in einer organischen Veränderung des Stimmapparates. Dies kann sich z. B. in Form von Lähmungen (Paresen) oder Neubildungen (Polypen, Knötchen) äußern. Außerdem können organische Dysphonien auch nach einer Intubation im Rahmen einer Operation auftreten. Funktionelle Stimmstörungen entstehen durch eine Überbelastung der Stimme (z.B. in Sprechberufen), durch falsche Sprechgewohnheiten (z. B. zu laut, zu hoch) oder durch psychogene Ursachen (z. B. Stress, Depression). 

Therapiemöglichkeiten:

  • Entspannungs- / Lockerungsverfahren
  • Verbesserung der Haltung und der Atmung
  • Schonender und effizienter Einsatz der Sprech- und Singstimme
  • Training der Atem- Sprech- Koordination

 

Störung der Planung und Ausführung von Sprechbewegungen (Sprechapraxie)

Eine Sprechapraxie ist eine erworbene Störung der sprechmotorischen Programmierungsprozesse. Es kommt folglich durch eine Schädigung des Gehirns zu einer Störung der Sprechmotorik, wodurch die Artikulationsorgane (Lippen, Zunge, Kiefer, etc.) nicht mehr korrekt angesteuert werden können. Je nach Schweregrad der Störung können die Symptome dabei von leichten Schwierigkeiten in Form von Lautvertauschungen bis hin zur vollkommenen Unfähigkeit, bewusst zu sprechen, reichen. Das Sprechen kann somit auf verschiedene Arten betroffen sein – häufige Symptome sind jedoch Suchbewegungen beim Sprechen, Wortentstellungen, Lautvertauschungen sowie ein gestörter Sprechrhythmus. Die Ursache liegt meist in einer Schädigung des Gehirns, welche zum Beispiel durch ein Schädel-Hirn-Trauma, einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung verursacht wird. 

Therapiemöglichkeiten:

  • Artikulationsbehandlung auf Laut-, Silben- oder Wortebene
  • Training des Abrufs einzelner Silben
  • Betonungsübungen
  • Übungen zur Erhöhung der Sprechgeschwindigkeit

 

Halbseitenlähmungen und Bewegungsstörungen im Gesichtsbereich (Fazialisparese)

Bei einer Lähmung des Fazialisnervs sind die mimischen Bewegungen auf der betroffenen Gesichtshälfte entweder eingeschränkt oder komplett fehlend. Man unterscheidet dabei zwischen einer zentralen und einer peripheren Fazialisparese. Bei der zentralen Parese ist lediglich der Mundast betroffen, wodurch der Mundwinkel herabhängt, die Nasen-Mund-Falte verstrichen und das Naserümpfen kaum möglich ist. Bei einer peripheren Fazialisparese kommen weitere Symptome hinzu: der Lidschluss und fehlt das Zusammenkneifen der Augen sowie das Stirnrunzeln sind nicht möglich. Ursachen für eine zentrale Fazialisparese sind Schädigungen des zentralen Nervensystems, z.B. Schlaganfall, Hirntumore und -entzündungen. Bei einer peripheren Fazialisparese sind die Ursachen oft unbekannt (idiopathisch) oder infektiös bedingt, z.B. durch das Herpes simplex Virus, oder traumatisch verursacht, z.B. durch eine Schädelbasisfraktur.

Therapiemöglichkeit: 

  • Reaktivierung der Muskelaktivität im gestörten Bereich durch aktive Beübung der Muskulatur
  • Verbesserung der Bewegungsfähigkeit, dadurch Optimierung des Sprechens sowie des Schluckens (falls betroffen)
  • Arbeit mit Hilfsmitteln (z.B. Novafon, Eisstimulation)

 

Störungen der Kommunikationsfähigkeit (kognitive Dysphasie)

Die kognitive Dysphasie oder auch „kognitive Kommunikationsstörungen“ ist eine hirnorganisch bedingte, zentrale Sprachstörung als Folge einer beeinträchtigten Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- oder Exekutivfunktion (nach Heidler 2006). Sie tritt zum Beispiel in Folge einer Demenz auf. Die Hauptsymptome sind Orientierungsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnisstörungen, Wortfindungsstörungen, Sprachverarmung oder ein verlangsamter Redefluss. 

Therapiemöglichkeit: 

  • Erhalt der kommunikativen Fähigkeiten
  • Training des Gedächtnisses
  • Verbesserung der Teilhabe am alltäglichen Leben
  • Angehörigenberatung